Die jüdische Gemeinde in Freizeit und Beruf

Es gab in Bebra kein jüdisches Wohngebiet. Die Juden wohnten verstreut in der Nürnberger Straße, An der Bebra, am Lindenplatz, in der Pfarrstraße, in der Mühlenstraße und Im Bilder. In der Ortsbeschreibung des Dorfes Bebra von 1854 heißt es:

Das Preußische Judenedikt von 1812 erlangte mit der Angliederung von Kurhessen 1847 auch in Nordhessen Gültigkeit. Juden hatten nun Niederlassungsfreiheit, Handels- und Gewerbefreiheit und damit Zugang zu allen akademischen und handwerklichen Berufen.

Im Bebra entstanden jüdische Vereine wie der Krankenpflegeverein „Bikkur-Cholim“ und der Wohltätigkeitsverein „Gemillus Chassodim“. Viele Juden wurden aber auch aktive Mitglieder in christlichen Militär-, Sänger- und Sportvereinen. Der Jude Joseph Oppenheim gehörte z. B. zu den Gründern des Bebraer Kriegervereins.

In den 1. Weltkrieg zogen 18 jüdische Soldaten und drei jüdische Ärzte aus Bebra mit dem gleichen Nationalbewusstsein wie ihre christlichen Mitstreiter. Sieben von ihnen sind im Krieg gefallen. In der Synagoge wurde eine Gedenktafel für die Kriegsopfer angebracht.

Viele jüdische Mitbürger waren fest in das Vereinsleben integriert, so wie Hugo Oppenheim (2. rechts unten) im Radfahrer-Verein

1925 hatte die israelitische Gemeinde in Bebra 136 Mitglieder. Häuser in der Apothekenstraße, der Hersfelder Straße, der Bahnhofsstraße, der Amalienstraße und Am Bickner waren dazu gekommen. Der örtliche Handel wurde von jüdischen Geschäftsleuten dominiert. Stadtarchivar Rudi Eichhorn schrieb dazu:

Es gab aber auch ärmere Juden, die als wandernde Händler, mit Fellhandel und dem Sammeln von Altwaren mühsam über die Runden kamen.